Pilgern 2025, Tag 4
Ich sitz grad im Bett, trinke Bier (brrrr) und gucke zwangsweise „Marie Brand“ – auch das kann Pilgern sein 😋
Gestern in Uffenheim haben wir im katholischen Gemeindehaus übernachtet – Pilgererlebnis pur sozusagen, nix mit Luxus, Besinnung auf das Wesentliche. Das Gemeindehaus war schon etwas in die Jahre gekommen und hatte deshalb einen kleinen Gruselfaktor. Schafen durften wir im Raum, in dem der Kirchenchor sonst übt – und das sah dann so aus:


Was so in einem Gemeindehaus so rumliegt ist ja schon faszinierend: die haben da zB und zu unserem großen Glück 2 Matratzen samt Bettgestell im Stuhllager rumstehen (hüstel, ich gebe zu, das wussten wir vorher 😊). Nachdem wir in 1. Stock geschlafen haben, die Klos aber im EG waren und es überwiegend Steinboden war, war ich auch sehr froh, das hier bei den Fundsachen gefunden zu haben:

Wie in einem Gemeindehaus üblich gab es eine Küche – im Stil der 70er Jahre, mit einem Sammelsurium an Geschirr, einem gut gefüllten Getränkekühlschrank (1 Flasche Weißwein hätte 5€ gekostet – was wir uns dann aber verkniffen haben, denn dann wären heute 18 km laufen nicht möglich gewesen 🤭), inklusive Sinnspruch an der Wand

In der Küche gab es warmes Wasser, in den Toiletten nur kaltes Wasser, dafür aber einen Spiegel. Soll heißen: mangels Dusche gab es nur ne Katzenwäsche auf verschiedenen Etagen: Zähneputzen in der Küche mit warmen Wasser, Haare richten vor dem Spiegel in den Toiletten. Wenn ich heute also schreibe, dass wir 29.000 Schritte gelaufen sind, dann könnt ihr getrost nochmal 1.000 dazurechnen, die wir schon vor dem eigentlichen Losgehen absolviert haben. 🥵
Auch beim Pilgern hat man gewisse ToDos, um die man irgendwie nicht drum rum kommt – es sei denn, man will noch 3 Kilo mehr Kleidung mit sich rumschleppen: ToDo in diesem Fall war Wäsche waschen

Es wurde auch alles schön trocken 😊. Allerdings will ich nicht verhehlen, dass sich bei uns so langsam eine bestimmte Grundmuffeligkeit bei den Kleidungsstücken festsetzt: es müffelt fast alles. Also seid froh, dass ihr diesen Blog nur lesen müsst und nicht auch noch riechen.
Kulinarisch stach Uffenheim in jeglicher Hinsicht heraus: es gab bestimmt 4 offene Wirtschaften, wobei wir uns für gut bürgerlich und ich mich für Cordon Bleu mit Pommes entschieden habe, damit der Cholesterinspiegel mal wieder auf Normalniveau gebracht wurde 😎. Dafür viel das Frühstück heute morgen spartanischer aus: Dani hatte 2 Beutel Apfel-Zimt-Porridge zum Anrühren dabei (musste ja auch noch aufgebraucht werden, wozu sonst haben wir das mitgeschleppt???) Dazu noch Kaffee mit löslichem Kaffeepulver und fertig war das Frühstück

Nichtsdestotrotz haben wir uns beim örtlichen Bäcker mit Brötchen für den Tag eingedeckt. Weil sich Kuchen nicht so sehr für den Transport in einem Rucksack eignet, haben wir als Kompromiss 2 Notfall-Quarkbällchen gekauft. Der Begriff Notfall umfasst dabei so ziemlich alles: schlechte Laune, schlechte Wege, Berganstiege (das, was ein Niedersachse (=Dani) halt so unter Berg versteht…) 😊, schlechtes Wetter wie zu viel Sonne oder auch zu wenig Sonne, oder oder oder. Ich will ja nicht zu viel Verraten, aber der Notfall war am Nachmittag dann tatsächlich ein längeres Stück den Berg hinauf bzw die Belohnung, als wir wieder unten waren.
Die Stecke war heute 18,7 km lang und es ging (zumindest mir) besser mit dem Laufen. Heute bin ich so vor mich hingetrottet und war ganz im Hier und Jetzt 😎 – bleibt einem ja auch nix anderes übrig.
Hier ein paar Bilder von der Strecke:








Manchmal muss man einfach einen Schritt weiter gehen, wenn man nix sehen kann



Zum Schluss noch etwas zu unserem Mittagessen: als es so auf 12 Uhr zuging, fingen wir an, nach einer Bank oder anderen Sitzgelegenheit Ausschau zu halten. Es kam, wie es kommen musste: während es vorher Bänke en masse gab (teilweise mitten im Wals, völlig unmotiviert herumstehend), fand sich jetzt keine einzige . Deshalb fand unser heutiges Mittagessen wieder auf dem Boden statt:

Zum Nachtisch gab es geschmolzenen Müsliriegel in der Geschmacksform Schokolade Banane, nur essbar mit dem Löffel

Was ich eigentlich sagen wollte: als wir nach dem Mittagessen losgelaufen sind, haben wir nach ca 100 m die erste Bank gefunden und nach 500 m die 2. Bank samt Tisch und Toilette im lokalen Feuerwehrhaus. 🫣
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.
