Gründonnerstag, 14.04.22 vorletzter Blog)
Tja, was soll ich sagen? Zwischen dem Bild hier

Und dem

liegen 5 Tage, ca 100 km, ca. 161.000 Schritte, Blut, Schweiss, Blasen an den Füssen, jedes erdenkliche Aprilwetter, neue Erfahrungen (bei denen ich manche nicht nochmal brauche) schwere Beine, hilfsbereite Menschen und Stolz. Stolz darauf, es geschafft zu haben.
Zu den Erfahrungen, die ich DEFINITIV NICHT mehr brauche, zählt, eine Nacht in einer Kirche zu verbringen. Die Kälte war durch die Massen an Fleecedecken (ich hatte so um die 7) und die Heizungen erträglich. Aber es war einfach gruselig. Ich konnte ewig nicht schlafen, hab dem (Voll?-)Mond durch die Kirchenfenster zugesehen, hab auf die ungewohnten Geräusche geachtet und bin irgendwann aufgewacht und hab mich gefragt, welches Tier da wohl ein Geräusch macht. War aber kein Tier, sondern Regen, der aber nur von einer Ecke des Raumes kam, weil da die Regenrinne läuft. Wie gesagt, das war so gar nicht mein bevorzugter Schlafplatz. Dazu noch die Gartenliegen, auf denen man sich nicht oder nur sehr schwer umdrehen kann – zumal wenn man in einem Schlafsack liegt 😊. Irrationalerweise hatte ich Angst, dass jemand an die Kirchentüre hämmert. Das alles hat dazu geführt, dass die Nacht um 6:40 Uhr zu Ende war und wir nach Aufräumen der Kirche (das Falten von 12 Decken kostet seine Zeit) und dem Versuch einer Katzenwäsche (Zähneputzen ging mit warmem Wasser aus dem Miniwasserkocher doch irgendwie) um 7:45 Uhr schon losgezogen sind. (PS: ein Gang von 30 Metern mitten in der Nacht bei 8 Grad ist mir erspart geblieben 😎)
Losgezogen sind wir dann in strömendem Regen und ohne Kaffee. Und -um es vorweg zu nehmen – daran hat sich auch bis 10:40 Uhr !!!) nichts Wesentliches geändert… Einfach weil es in den Dörfern keine Möglichkeit gab, Kaffee zu bekommen. Na gut, ich gestehe, der Regen hat schon ein bisschen vorher aufgehört 😊, aber immerhin konnte ich Regenschutz des Rucksacks und Regenjacke testen (beides at den Regen abgehalten.
Landschaftlich war die Strecke heute nicht so schön, wir sind lange an einer stark befahrenen Strasse entlang gelaufen und haben gegen 12:30 Uhr die Greifswalder Innenstadt erreicht.







In Greifswald angekommen ging es als erstes -ihr werdet es ja vielleicht schon ahnen 😊- zu den Fischbrötchen. Und ich habe tatsächlich eines bekommen, so ein fertiges, ohne Do-it-yourself . Matjes mit Rucola, Himbeermarmelade, karamellisierten Walnüssen und Balsamicoessig – ein Traum 😍

Allerdings sassen wir dann auf dem Greifswalder Marktplatz und ich meinte so zu Dani: mir sind hier viel zu viele Menschen. Das, und die Erkenntnis, dass Städter weit weniger freundlich, hilfsbereit und kommunikativ sind, lässt mich hoffen, dass ich 1. mehr Zeit mit Laufen in der Natur verbringe und 2. dass, ich vielleicht manchmal einmal mehr versuchen werde (sollte?), die Sichtweise anderer stärker zu berücksichtigen.
Wir sind einen Teil eines Pilgerwegs gelaufen, allerdings stand bei mir der christliche Gedanke weniger im Vordergrund als das Laufen, Durchhalten an sich. Wobei wir auf dem Weg immer wieder Begegnungen hatten, bei denen die christlichen Werte mal mehr und mal weniger im Vordergrund standen. Ich sage nur: Kinderpunsch in einer eiskalten Kirche. Das bleibt hängen.
Ich habe heute eine WhatsApp bekommen, die folgendermaßen lautete: „Du schreibst entromantisiert. Nix mit „tut der Seele gut“, „atemberaubende Natur“,… sondern „kalt, Blasen, kein Fischbrötchen“ 😉. Du schreibst insgesamt sehr unbeschönigend und amüsant. 🤗“ Dazu möchte ich folgendes sagen: mir hat das Wandern gut getan, nur ist mir das beim Laufen nicht aufgefallen (ich habe zB keinerlei Rückenschmerzen). Im Laufen hab ich wohl den Untergrund bemerkt oder den Zitronenfalter, der uns ein Stück begleitet hat oder den Wind, der immer von vorne kam. Ich hab wenig gedacht, auch weil (und wer das bestreitet muss Hochleistungssportler sein!) mir meine Füsse bei jedem Schritt öweh taten und tun, weil ich Blasen hatte und habe, weil sämtliche Energie darauf verwendet wurde, einen Schritt vor den anderen zu tun, um anzukommen, weil die Muskeln immer schwerer und schwerer wurden. Ich glaube, jeder (untrainierte) Mensch kann pilgern/wandern. Aber jedem sollte bewusst sein, dass es anstrengend ist.
Zum Schluss noch ein paar Bilder von unterwegs:















Ideen hab ich genug 😊, lasst euch überraschen.
Bis morgen zu einem letzten kurzen Blog.